„Ein streng geometrischer Grundriss, Ordnungswerkzeug der Renaissance und Abbild des präzisen, humanistischen Forschens, organisiert das Grundstück, dessen liebliche Vegetation sich über das Raster hinwegsetzt und eine Geschichte der Zeit erzählen soll …“ (atelier le balto 2011). Aufbauend auf den Vorüberlegungen des Landschaftsarchitekturbüros atelier le balto wurde die Arbeitsgemeinschaft aus atelier le balto und GFSL beauftragt, den Melanchthongarten in seinen ursprünglichen Grenzen neu zu gestalten.
Der Garten erweitert die Ausstellung, in der Interessierte in die Lebens- und Alltagswelt des Reformators Philipp Melanchthon eintauchen können. Die wiederhergestellten historischen Mauern fassen einen „Hortus Conclusus“, in dessen Zentrum eine ehrwürdige Eibe steht. In deren Schatten befindet sich die Nachbildung eines historischen Steintischs, an dem Melanchton mit seinen Studierenden diskutiert haben soll. Da die Quellenlage keine Rekonstruktion eines überlieferten Gartenbilds zuließ, öffnete sich die Möglichkeit für eine moderne Interpretation, die sich durch eine verzerrte Geometrie bewusst vom historischen Kontext abgrenzt. Sie gliedert den Garten in verschiedene Karrees, in denen eine Obstwiese, ein Holzpodest sowie der Heil- und Nutzgarten Platz finden. Diese moderne Interpretation eines mittelalterlichen Kräuter- und Nutzgartens bietet eine Sammlung von heilwirksamen Pflanzen und lädt zum Erforschen, Spazieren und Verweilen ein.